Meine Odyssee mit der Griechen-Anleihe
Ich bin Euro-Patriot und Renditejaeger. Deshalb habe ich mich mit griechischen Staatsanleihen eingedeckt. Muss ich jetzt um meine Investition bangen, weil das Land einen Schuldenschnitt plant? Das herauszufinden, ist gar nicht so leicht. Ein Report aus der Servicewueste der Finanzindustrie.
Meine griechischen Staatsanleihen liegen mir bleischwer im Depot. Sie laufen noch bis Mai 2013, dann muesste mir Athen 5000 Euro zurueckzahlen. Man muss nicht bei einer Ratingagentur arbeiten, um zu ahnen: Daraus wird nichts. Das Umschuldungsangebot der griechischen Regierung steht im Prinzip, auf gut 50 Prozent sollen die Anleiheneigner verzichten. In Wall-Street-Kreisen, habe ich mir sagen lassen, nennt man sowas Haircut.
Ich nehme stark an, dass am Ende auch Kunde Koenig rasiert wird. Das mutmasse ich zumindest - belastbare Informationen zu dem Thema sind naemlich Mangelware. Um den griechischen Nationaldichter Homer zu zitieren: "Wir horchen allein dem Geruecht und wissen durchaus nichts."
My Big Fat Greek Haircut
Um endlich zu erfahren, wie die anstehende Depot-Rasur ablaufen wird, schreibe ich einer Institution, die es eigentlich wissen muesste: der Europaeischen Zentralbank. Die schreibt zurueck, sie sei da nicht involviert - und raet mir, mit meinen Fragen bei den deutschen, respektive griechischen Behoerden vorstellig zu werden. Also versuche ich es im Bundesfinanzministerium. Dort wiederum schlaegt man mir vor, mich an meine Hausbank zu wenden; diese koenne mir sicherlich "den Stand der Dinge fuer den Individualfall darlegen".
Besagte Hausbank, in meinem Fall die Comdirect, sieht das mit dem Individualfall ganz anders. Sie schreibt: "Bitte haben Sie Verstaendnis, dass wir keine Beratung durchfuehren und daher Ihre Fragen nicht beantworten werden." Mein Verstaendnis geht gegen null, wie immer bei derartigem Sahara-Service. Wenn es darum geht, mir irgendwelche Zertifikate oder Aktienfonds anzudrehen, dann ist man bei Comdirect nicht so schweigsam.
Aber statt mich zu aergern, schreibe ich lieber eine Mail an den Weltbankenverband IIF. Der fuehre, das hatte mir das Finanzministerium erklaert, die Gespraeche mit den klammen Griechen. Und weil ich gerade dabei bin, leite ich meinen Fragenkatalog auch noch an die griechische Botschaft in Berlin weiter.
Beiden hat es bei dem Thema die Sprache verschlagen, meine Anfragen bleiben unbeantwortet. Vermutlich sind IIF und Diplomaten zu sehr mit den Haircut-Verhandlungen beschaeftigt, um einem Mini-Glaeubiger wie mir zu helfen. "Dulde, mein Herz!", wuerde Homer jetzt rufen. "Du hast noch haertere Kraenkung erduldet."
Infos, die keiner herausrueckt
Ich versuche es ein letztes Mal, mit einer Mail an den Bundesverband der Banken. Und tatsaechlich bekomme ich von dort die erste und einzige qualifizierte Antwort. Die wichtigsten Details:
"Wenn alle Bedingungen ausgehandelt sind, wird das Tauschangebot von der griechischen Regierung offiziell verkuendet. Wir gehen davon aus, dass Privatanleger von ihrem depotfuehrenden Finanzinstitut unterrichtet werden. Nach heutigem Diskussionsstand wird das Tauschangebot freiwillig sein. Den Investoren wird dann eine Frist (vermutlich von zwei oder drei Wochen) gegeben, in der sie zustimmen koennen."
Ein paar belastbare Informationen scheint es also zu geben. Warum kaum jemand diese Wissensnuggets verunsicherten Kleinanlegern wie mir zur Verfuegung stellen mag - das bleibt ein Raetsel.
Und was passiert eigentlich mit Glaeubigern, die dem "freiwilligen" Umtauschangebot nicht zustimmen? Es gibt immer noch Besitzer von Argentinien-Anleihen, die seit dem dortigen Staatsbankrott versuchen, an ihr Geld zu kommen. Der ist bereits zehn Jahre her. Meine Griechenland-Odyssee koennte also noch ein bisschen dauern.
Auch wenn die Sache zugegebenermassen noch im Fluss ist, sollte man annehmen (oder zumindest hoffen), dass sich bereits jemand Gedanken ueber das Procedere gemacht hat. Schliesslich ist Griechenland nicht der erste Staat, der ueber den Deister geht. Deutschland war im 20. Jahrhundert gleich zweimal pleite.
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